Mehr als nur unverpackt
"Lose & Lecker" in Ilmenau
Ein Beitrag von Maria Klärner
Immer mehr Unverpackt-Läden erscheinen mittlerweile in vielen Orten, insbesondere in größeren Städten. Doch auch in der eher kleinen Universitätsstadt Ilmenau kann man seit Ende letzten Jahres unverpackt einkaufen gehen. Lose & Lecker heißt der Laden, den Sandra Kiesewetter mit viel Engagement und Eigeninitiative betreibt.
© Maria Klärner
Ein vielfältiges Sortiment
Bei Lose & Lecker findet man allerlei regionale Produkte. Sowohl frische Lebensmittel als auch trockene Zutaten aus der Abfüllstation, die nicht nur optisch etwas hergibt, werden hier angeboten. Das Sortiment im Laden erweitert und verändert sich ständig. So ist Sandra, die Inhaberin, immer offen für Kundenwünsche und versucht diese auch umzusetzen. Bei ihr findet man auch eine Abteilung für Kosmetik, Putz- und Waschmittel und seit neuestem sogar „Einhorn-Pipi“ – nachhaltige Seifenblasen ohne Plastikverpackung. Vernetzt ist sie mit vielen regionalen Anbietern und Produzenten wie dem Eiskrämer aus Erfurt, der Brotklappe in Weimar und der Kaffeerösterei Bohnenstolz in Arnstadt.
Unverpackt einkaufen als Erlebnis
Zudem versucht sie, die Hemmschwelle für die Kundschaft niedrig zu halten, beispielsweise indem Gläser zum Abfüllen der Waren kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Das Einkaufen bei ihr ist ein bewussteres, gezielteres Einkaufen als im Discounter. Dadurch, dass Kaufinteressierte selbst entscheiden können, wie viel sie von einem Produkt benötigen, kaufen sie auch nur so viel, wie sie brauchen. Und das wirkt der Lebensmittelverschwendung entgegen. Zudem findet man durch das regelmäßig optimierte Sortiment Inspirationen und kann Produkte kennenlernen, die man in konventionellen Geschäften nicht findet. Außerdem sieht man im Laden viele Flyer, Ausleger und Informationen von regionalen Partnern, Initiativen, Organisationen u.Ä., die Sandra gerne unterstützt. Ihre Kriterien dafür sind unter anderem die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN-Mitgliedsstaaten die sie als Orientierung dafür nutzt, wofür sie wirbt und was sie auslegt.
© Maria Klärner
Engagement über das Einkaufen hinaus
Doch bei Lose & Lecker geht es nicht nur ums Einkaufen, das Engagement geht auch hinter der Kasse weiter. So werden Sammelstellen angeboten: Man kann Kronkorken, Kerzenreste, normale Korken und momentan sogar alte Technik abgeben, die anschließend wieder in den Kreislauf zurückgeführt und wiederverwertet werden können. Wenn Lebensmittel schon länger im Laden liegen, aber noch genießbar sind, backt Sandra daraus Kuchen oder kocht Gerichte, welche man dann donnerstags bei ihr erwerben kann. Auf dem „Retterkiste“-Tisch findet man außerdem reduzierte Produkte. Alle Lebensmittel, die sie nicht mehr verkaufen oder selbst verwerten kann, landen im örtlichen Fairteiler der von der Initiative Foodsharing betrieben wird.
© Maria Klärner
Zusammenarbeit mit Foodsharing
Foodsharing ist eine Organisation, die sich für die Rettung von Lebensmitteln einsetzt. Foodsaver holen ausgemusterte Lebensmittel in den Geschäften ab, und bieten diese kostenlos in sogenannten Fairteilern an. Jede Person kann diese Fairteiler nutzen, indem man etwas hineinlegt, was man selbst nicht mehr braucht, oder sich etwas nimmt, was man noch verwenden kann. Meistens sind das Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum bereits erreicht ist, die aber trotzdem noch genießbar sind. Foodsharing Gruppen gibt es in Thüringen in Erfurt, Gera, Gotha, Hildburghausen, Ilmenau, Jena, Nordhausen, Rudolstadt, Schmalkalden und Weimar. Die Ortsgruppen freuen sich immer über neue Mitglieder und Menschen, die Lust haben, Lebensmittel zu retten. Denn Arbeit gibt es in diesem Bereich genug. Es müssen Kontakte zu lokalen Händler:innen geknüpft werden, die mitmachen. Außerdem müssen die ausgesonderten Produkte regelmäßig abgeholt und in die Fairteiler gebracht werden, sodass für die Händler:innen ein möglichst geringer Aufwand entsteht. Somit soll die Hemmschwelle, mitzumachen, auch niedrig gehalten werden.
Warum Unternehmen weiterdenken sollten
Lose & Lecker ist ein weiteres gutes Beispiel für Engagement, das über das eigene Unternehmen hinaus geht. Natürlich passen die Sammelstellen und die Zusammenarbeit mit Foodsharing gut zu Sandras Zielgruppe und Kundschaft, doch gerade beim Foodsharing wird klar, hier können gerne auch konventionelle Unternehmen mitmachen. Ein so ganzheitlicher Ansatz wertet dann nicht nur das Image auf, sondern hat wirklich eine direkte und erstrebenswerte Auswirkung.