All hands on deck
Unser Nachhaltigkeitsforum 2022
Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) und der Thüringer Nachhaltigkeitsbeirat begrüßten am 12. Oktober über 100 Teilnehmende zum Thüringer Nachhaltigkeitsforum 2022 zum Thema „Biodiversität, Handel und Ernährung“ in der Imaginata in Jena. Durch die Tagung führte Andreas Fritsch (mdr).
Wie hängen Artenvielfalt und Nahrungsmittelerzeugung in Thüringen zusammen? Welche Wege und Lieferketten führen zu biodiverser Regionalität in der Ernährung? Diese Fragen standen im Zentrum der Veranstaltung. Das diesjährige Nachhaltigkeitsforum beleuchtete existenzielle Ereignisse im Bereich „Biodiversität, Handel und Ernährung“ und widmete sich sowohl dem Veränderungsdruck als auch den Entwicklungschancen in Zeiten von Knappheit. Programmflyer
Eröffnung der landesweiten Tagung
Prof. Dr. Matthias Gather und Beate Seidel, Sprecher und Sprecherin des Thüringer Nachhaltigkeitsbeirats eröffneten gemeinsam mit Josef Ahlke, Vorstandsvorsitzender Zukunftsfähiges Thüringen e.V., das Nachhaltigkeitsforum. "Gerade für das heutige Thema gilt: Lokales Handeln ist möglich, ist nötig und sinnvoll!", so Gather. Seidel ging zudem auf die Bedeutung von Kulturräumen wie der Imaginata ein, welche dringend und trotz der Energiekrise erhalten bleiben und nutzbar bleiben sollen.
Begrüßung und Einstimmung
Impulsvorträge
Den Auftakt des Forums machte Anja Siegesmund, Thüringer Ministerin für Umwelt, Energie und Naturschutz mit ihrer Rede zum „Schutz unserer Lebensgrundlagen in Zeiten multipler Krisen“. Anja Siegesmund ermutigte die Teilnehmenden, trotz und gerade wegen der vielfältigen Herausforderungen weiterhin als Gesellschaft gemeinsam nach Antworten zu suchen und an Lösungen zu arbeiten: "Der Veränderungsdruck kann eine Chance sein, wenn wir alte Verhaltensweisen in Frage stellen und Neuanfänge wagen".
Impulsvortrag der Ministerin
Wichtig sei es, nicht nur Zurückzuschauen, sondern sich auf die gemeinsame Kraft und Zukunft zu konzentrieren, um aus den Krisen herauszukommen. Standpunkte und Lösungen zu den Problematiken müssen gefunden werden, und die Nachhaltigkeit dürfe bei allen Entscheidungen nicht vernachlässigt werden. Hierzu brauche es insbesondere Gestalter:innen, Verbündete und Partnerschaften, welchen die Ministerin Rückenwind zusicherte.
Dr. Niels Kohlschütter von der Schweisfurth Stiftung sprach im Anschluss über die Herausforderungen eines Ernährungssystems innerhalb der planetaren Grenzen. Hierbei ging er besonders auf das Potential der Graslandschaften in Thüringen ein.
Beleuchten der Herausforderungen
Podiumsdiskussion
Möglichkeiten zum Austausch bot die Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen der Landwirtschaft, des Handels, der Wissenschaft und des Landschafts- und Verbraucherschutzes. Sie brachten mehrere Aspekte in die Diskussion ein. Aufgrund der Sorgen der Bevölkerung bezüglich Preissteigerungen erlebt beispielsweise die Verbraucherschutzzentrale eine große Nachfrage nach Beratungsangeboten. Von einem regelrechten Preiskrieg der Discounter sprach Peter Jakobi, der Inhaber des EDEKA Jena. In Hinblick auf Regionalität wünscht sich Kristin Behlert vom Regionalbündnis Thüringen e.V. einen politischen Diskurs und sinnvolle Verarbeitungsstrukturen sowie Wertschöpfungsmanager. Udo Große vom Bauernverband erwähnte zudem, dass kooperative Ansätze, die bereits existieren, auch dringend umgesetzt werden sollten. Lösungen seien schon vorhanden, so auch Dr. Guy Pe’er vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung, dennoch bestehe das Grundproblem des übermäßigen Konsums. Auf die Frage, wo man mit der Problemlösung beginnen sollte, antworteten die Diskutierenden: individuelles Anspruchsdenken, Fleischkonsum, gemeinsame Ziele und gemeinsame Visionen.
Angeregte Debatte
Diskussionsrunden und Workshops
Diese gemeinsamen Herangehensweisen standen auch in den Diskussionsrunden und Workshops am Nachmittag im Mittelpunkt.
So wurde über Regionalvermarktung, Gemeinschaftsverpflegung, Lebensmittelverschwendung, Lebensmitteleinkauf, Zugang zu Land sowie Brotkultur gesprochen. Hierbei wurden gute Beispiele gesammelt, und über Unterstützungsbedarfe und die nächsten Schritte gesprochen. Mit Blick auf die Zukunft werden, wie die Ministerin sagte “all hands on deck” gebraucht. Sowohl bei Bildung als auch beim Inspirieren anderer Akteure, durch ehrenamtliches Engagement und einem Austausch auf Augenhöhe, mit Analysen, Strategien und Multiplikatoren, können neue Wege nur gemeinsam gefunden werden. Die Workshops waren hierbei ein erster Ansatzpunkt, um diese Wege zu finden. Nächste Schritte, gute Beispiele und Erfolgsfaktoren wurden für jeden Themenbereich festgehalten.
Brotkultur-Workshop
Abschlussvortrag zur Krankenhausküche
Einen abschließenden Vortrag hielt Alexander Mayerhofer von der Waldkliniken Eisenberg GmbH, welche ein gutes Beispiel für nachhaltige Verpflegung auch in diesem Sektor abbildet. Die Klinik beweist, dass man Essen mit Wohlfühlen und Handwerk verbinden kann und sollte, anstelle von SelfCookingCentern. Auch im Krankenhaus sollten regionale Produkte verwendet werden, was wiederum Partnerschaften mit Landwirten stärken kann. Letztlich sollten gängige Prozesse hinterfragt werden und kleine Schritte, Stück für Stück angegangen werden.
Inspiration zur Krankenhausverpflegung
Das Thüringer Nachhaltigkeitsforum wird jährlich veranstaltet vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz sowie vom Thüringer Nachhaltigkeitsbeirat. Es wird organisiert und durchgeführt vom Verein Zukunftsfähiges Thüringen mit dem Nachhaltigkeitszentrum Thüringen (NHZ).
Weitere Informationen: nhz-th.de/fachforen.html