Aufräumen
in der Natur und in unseren Kommunen
Fangen wir heute mal mit dem nicht so Guten an. Es ist frustrierend. Es ist eklig. Es macht nicht wirklich Spaß. Und zwar: den Dreck von anderen aus der Umwelt zu klauben.
Also: Leute, die Ihr gedankenlos Euren Dreck in die Botanik (und die Flüsse und die Häuserecken…) werft – lasst es einfach sein! Es ist eine Sauerei, es macht unsere Umwelt kaputt und verunstaltet unsere Städte, Gemeinden und die Natur. Es ist auch eine Ordnungswidrigkeit oder eine Straftat. Es schadet in jedem Fall auch Euch – auch wenn Ihr es nicht wahrhaben wollt.
World Cleanup Day
Und nun zum Guten. Und den guten Beispielen.
Es ist ein gutes Gefühl, Teil einer weltweiten Bewegung zu sein, die auf das zunehmende Problem der Vermüllung unserer Umwelt reagiert. Reagiert, indem sie den Müll anderer Menschen wegräumt und zwar am World Cleanup Day (WCD). Der findet jährlich im September statt. In diesem Jahr wird es am 17. September sein.
Wir zitieren einmal aus Wikipedia: „Der erste World Cleanup Day fand am 18. September 2018 statt. Der zweite Aktionstag am 21. September 2019 wurde gleichzeitig mit dem Weltfriedenstag und einem Klimastreik-Tag durchgeführt.“
Der WCD geht auf ein gemeinschaftliches Müllsammelprojekt in Australien und auf das Jahr 1989 (!) zurück. Fast 10 Jahre später nahm das Ganze in Europa Fahrt auf. Hier begann es in Estland. Die „Stiftung „Let's Do It“ führte hier 2008 erstmals einen Aktionstag zur Reinigung der Meeresküste“ durch. 2017 wurde dann in den USA der National CleanUp Day ins Leben gerufen. Mittlerweile zählt die Organisation des WCD rund 50 Millionen Freiwillige in 180 Ländern. Global denken, lokal handeln.
© Maik Wanke
Inzwischen gibt es in ganz Thüringen Müllsammelaktionen, ob im Frühjahr und/ oder im Herbst. Wir werden mehr, das ist das Gute. Damit liegen wir im bundesweiten Trend. Noch einmal ein Zitat aus Wikipedia: „Der Trägerverein in Deutschland, Let’s Do It! Germany e. V., hat folgende Teilnehmerzahlen evaluiert:
- 2018 – 20.000 Teilnehmer in 260 Cleanups
- 2019 – 36.500 Teilnehmer in 500 Cleanups und 200 Kommunen
- 2020 – 83.600 Teilnehmer in 1.200 Cleanups und 448 Kommunen“
Wir als Nachhaltigkeitszentrum Thüringen/ Zukunftsfähiges Thüringen e.V. organisieren den WCD seit 2020 in Arnstadt. Weil wir hier arbeiten und z.T. auch wohnen und uns unser Zuhause nicht egal ist. Im ersten Jahr waren in Arnstadt und Umgebung mehr als 35 Menschen im Einsatz. Mit dabei auch der Kinder-und Jugendbeirat Arnstadt sowie der Jugendklub DIREKT e.V. sowie ziemlich viele Privatpersonen. Schon damals stellten die Jugendlichen fest: eigentlich müssten wir wenigstens zweimal im Jahr eine solche Müllsammelaktion durchführen. Leider, muss man sagen. Denn die Vermüllung hat in Corona-Zeiten noch zugenommen. Einwegverpackungen für Nahrungsmittel und Getränke, Masken, Pizzakartons und Zigarettenkippen – es sind mehr geworden.
Problemabfall Zigarettenkippe: Zukunftsfähiges Thüringen e.V. ist Mitglied beim gemeinnützigen Verein TobaCycle n. e.V.
"Ausbeute" bei der Aufräum-Aktion am World Cleanup Day am 19. September 2020
Spring Cleanup 2022 im Ilm-Kreis
Wir haben in diesem Jahr auch einen sogenannten Frühjahrsputz bzw. Spring Cleanup durchgeführt. Ausgegangen war das vom BUND Ilm-Kreis und der Plattform „Umweltkampagnen. de“, welche um Professor Jens Wolling von der TU Ilmenau entstanden ist. In Ilmenau gab es mehrere Sammelstellen, auch in den eingemeindeten Ortschaften – und auch viele Freiwillige.
© Maik Wanke, Arnstädter Kinder- und Jugendtreff Auf der Setze
In Arnstadt waren bei den Frühlings-Aufräumarbeiten 15 Kinder und Jugendliche sowie die Betreuer*innen vom Jugendklub Setze fleißig. Sie sammelten an der Weiße und drei anderen Orten im Stadtgebiet den Müll anderer auf.
Großes Problem - illegale Mülldeponie
Wir hingegen waren am Dornheimer Berg aktiv. Dort hatte ein umweltbewusster Bürger beim Spaziergang mit seinem Hund massiven Mülleintrag zwischen Garagenkomplex und Bahnlinie entdeckt. Was für ein Aushängeschild für Arnstadt vor den Bahnreisenden! Der Ort erwies sich nämlich als illegale Müllkippe. Sofas und Sessel waren nur die Spitze des Dreckberges. Das Umweltamt im Ilm-Kreis schickte zwei Männer mit 3 Lademöglichkeiten. So waren wir schließlich 9 Personen. Auch der Kinder- und Jugendbeirat war wieder mit von der Partie. Und Privatpersonen, so u.a. der Mann, der den Müll beim Gassiführen entdeckt hatte. DANKE!
Der Spirit war gut, obwohl wir alle schockiert über die schiere Müllmenge waren. Und darüber, dass es sich teilweise auch um Sondermüll handelte. Auslaufende Ölkanister, Bauschutt – alles durcheinander mit Verpackungskartons, Möbelteilen, Radkappen, Klamotten, Flaschen, zersplittertem Glas, Spraydosen… Wir haben die drei Transportvehikel vollgeladen (die Ladefläche des Pickups allein voll Altreifen). Aber gefühlt noch einmal so viel Müll liegt am Dornheimer Berg, u.a. zwei Fässer mit auslaufendem Teer. Das Zeug kontaminiert unser Grundwasser. Alles sehr ernüchternd.
Arbeitsteam am 19. März
Thüringer Mehrwegkampagne
Mit dem Problem der Vermüllung und Vergiftung unserer Umwelt (gar nicht zu sprechen vom zunehmenden Mikroplastik-Eintrag, der schließlich in den (Meeres-)Tieren seine tödliche Endstation erreicht) hängen aber noch andere Probleme zusammen. Wir könnten jetzt über Ressourcenverschwendung sowie CO2-Ausstoß räsonieren. Tun es aber nicht, weil das ein anderes Feld ist. Nur soviel: wir arbeiten an einer Mehrwegkampagne für Thüringen, um den Anfängen zu wehren. Gegen eine illegale Müllkippe wappnet uns die Mehrwegkampagne leider nicht. Oder doch?
Zur Mehrwegkampagne
Und um jetzt den Zirkelschluss zum Anfang zu vollziehen. Wenn NIEMAND mehr seinen Dreck/ Müll/ Coffee2Go-Becher etc. in die Umwelt entsorgen würde, könnten wir Umweltbewussten und Aktiven uns um ganz andere Fragen kümmern. Z.B. um das Schaffen von Trinkwasserbrunnen im öffentlichen Raum. Aber auch um üppig angelegte Wiesen- und Blühstreifen als Zuhause für Insekten, Krabbeltiere, Vögel und so niedliche Wesen wie Siebenschläfer und Hamster. Oder wir könnten einfach nur schön in der Sonne sitzen und fair gehandelten Kaffee trinken. In der Tasse, versteht sich. Oder wenigstens im Mehrwegbecher. Friedlich und ohne Müll zu verursachen. Ein herrlicher Traum.